Interview mit Esther Werderitsch, BSc.

Perspektivenwechsel im Studium unbedingt nutzen!

Kurz vor Beendigung ihres Masterstudiums der Energie- und Automatisierungstechnik an der TU Wien freut sich Esther Werderitsch, BSc., derzeit Teilzeitangestellte bei der Energie Burgenland AG, bereits auf eine Vollbeschäftigung bei ihrem Arbeitgeber im Bereich Innovations- und Produktmanagement.

Im Laufe ihres Studiums konnte sie im Rahmen zahlreicher begleitender Aktivitäten viel lernen, wovon sie auch in Zukunft profitieren wird. Für ihre abschließende Prüfung drücken wir Frau Werderitsch ganz fest die Daumen und wünschen ihr schon jetzt viel Erfolg!

 

femOVEaktuell: Frau Esther Werderitsch, Sie sind, wie Sie mir verraten haben, in den Finalzügen Ihres Studiums „Energie- und Automatisierungstechnik“ an der TU Wien. Wie geht es Ihnen mit dem herannahenden Studienabschluss? Nervosität? Vorfreude? Erleichterung schon jetzt, dass dann alles vorbei ist, oder doch ein bisschen Wehmut?...

Esther Werderitsch, BSc.: Alles zusammen! Nervosität kommt sicher noch vor der mündlichen Prüfung. Ein bisschen Wehmut ist auch dabei, es war ja doch eine sehr schöne Zeit: mit den Studienkollegen hat man ja doch einiges erlebt. Die guten Zeiten, wenn man eine positive Note miteinander gefeiert hat und die “schlechten“ Zeiten, wenn man sich tagelang von früh am Morgen bis spät abends miteinander auf eine Prüfung vorbereitet hat. Und die meisten Kollegen sind mit der Zeit auch gute Freunde geworden. Ich freue mich aber auch sehr auf die vielen neuen und spannenden Aufgaben in der Arbeitswelt.

 

femOVEaktuell: Sie waren bzw. sind eine sehr „umtriebige“ Studentin mit studienbegleitenden Teilzeitjobs und einer Tutorinnenstelle, Sie gehören der Fachschaft Elektrotechnik an und waren Studienkommissions- sowie Fakultätsratsmitglied. Nach Ihrem Studienaufenthalt in Barcelona arbeiteten Sie auch beim Erasmus Student Network mit… Und – das soll an dieser Stelle natürlich auch nicht unerwähnt bleiben – Sie sind auch aktives Mitglied im youngOVE. Wie schaffen Sie das alles und warum „tut man sich das an“?

Werderitsch: Rückblickend betrachtet würde ich mich sicher wieder in allen oben genannten Bereichen engagieren. Durch meine Zeit in Barcelona war es für mich auch bald klar, dass ich mich nach meinem Auslandsaufenthalt auch für die Incomings in Österreich einsetze. Auch die Tutorinnenstelle hat mir sehr viel Freude bereitet. Natürlich war das alles Zeit, die ich mitunter auch für das Studium besser nutzen hätte können. Allerdings denke ich, dass ich von den vielen zusätzlichen Aktivitäten während des Studiums in gewisser Weise immer profitieren kann.

 

femOVEaktuell: Konkret auf den youngOVE, das Studierenden-Netzwerk des OVE bezogen: Welche Vorteile konnten Sie hier nutzen?

Werderitsch: Durch den youngOVE hatte ich viele Möglichkeiten, an Exkursionen teilzunehmen. Auch das Angebot an spannenden Tagungen und Kongressen fand ich äußerst interessant und nutzte ich, wenn möglich, in vollen Zügen. So konnte ich schon früh mit dem Networking beginnen. Durch meine Teilnahme an diversen Kongressen wurde mein jetziger Arbeitgeber auf mich aufmerksam, und ich bekam das Angebot für meine derzeitige Position.

 

femOVEaktuell: Sie haben – wie vorhin schon angeschnitten – im Rahmen Ihres Studiums ein Semester an der Universitat Politechnica de Catalunya in Barcelona verbracht. Was hat Sie während dieses Auslandssemesters am meisten beeindruckt, und warum?

Werderitsch: … die herzliche Art, wie wir als Erasmusstudierende in Barcelona aufgenommen wurden! Alle Erasmusstudierenden verband vom ersten Tag weg sofort eine wunderbare Freundschaft – viele dieser Freundschaften werden sogar bis heute gepflegt. Auch die Reisen durch Spanien und das hautnahe Miterleben der spanischen Kultur haben mich sehr beeindruckt. Es war ein wunderschöner Perspektivenwechsel, den ich nicht missen möchte.

 

femOVEaktuell: Und welche Erfahrung aus dieser Zeit war für Sie am wertvollsten?

Werderitsch: In Barcelona habe ich vor allem gelernt, dass man manche Dinge einfach gelassen hinnehmen kann und am Ende doch alles gut wird. Ich würde allen Studierenden raten, eine solche Chance unbedingt zu nutzen.

 

femOVEaktuell: Sie haben sich bereits nach dem Besuch der Hauptschule ganz bewusst für die Technik entschieden und die HTLBLVA Pinkafeld, Fachrichtung Elektronik besucht. Wie kam es dazu?

Werderitsch: Mein Interesse für die Technik war schon von klein auf vorhanden. Der unter dem Christbaum vorgefundene Walkman wurde ziemlich schnell aufgeschraubt, um zu sehen, warum ein simples Drücken auf den Play-Knopf das Drehen des kleinen Motors bewirkt…

 

femOVEaktuell: Und wurde dieses Interesse dann in der Schule gefördert oder war die Technik eher ein privates Hobby für Sie?

Werderitsch: Ein Vertretungslehrer in Mathematik erkannte mein Interesse, setzte sich für mich ein und organisierte, dass ich für spannende Themen, wie z. B. den Aufbau einfacher Schaltkreise, zum Werkunterricht der Buben wechseln durfte. Daraufhin wurde mir auch ermöglicht, an einem Mädchenschnuppertag der HTLBLVA teilzunehmen. Dort gefiel es mir auf Anhieb, und es war sehr schnell völlig klar, dass für mich die HTLBLVA die weiterführende Schule nach der Hauptschule sein würde.

 

femOVEaktuell: Welche Erfahrungen durften/konnten/mussten Sie als Mädchen in der HTL im Bereich Elektronik machen?

Werderitsch: Ausgesprochen gute! Wir haben in der ersten Klasse zu acht begonnen und die Maturaklasse zu fünft abgeschlossen. Wir Mädels hatten von Anfang an eine gute Gemeinschaft, und es hat auch nie Akzeptanzprobleme mit den männlichen Kollegen oder Lehrern gegeben.

 

femOVEaktuell: Sie haben sich dann von der Elektronik weg und hin zur Energieversorgung und -wirtschaft bewegt – wie kam es zu diesem Schwenk?

Werderitsch: Schon während des Bachelor-Studiums Elektrotechnik und Informationstechnik war es für mich klar, dass ich mich später für das Masterstudium Energie- und Automatisierungstechnik inskribieren möchte. Durch meine Praktika bei der Energie Burgenland, damals noch BEWAG, hatte ich schon einen guten Einblick in die Branche und so diesen Weg eingeschlagen.

 

femOVEaktuell: Derzeit sind Sie als Teilzeitangestellte bei der Energie Burgenland AG im Innovations- und Produktmanagement beschäftigt. Mit welchen typischen Tätigkeiten sind Sie befasst?

Werderitsch: Hauptsächlich arbeite ich an Produktentwicklungen und Innovationsprojekten mit. Außerdem unterstütze ich die Schaffung von innovationsfördernden Rahmenbedingungen im Unternehmen und helfe beim Erstellen von Innovationsstrategien. Eine sehr spannende Tätigkeit! Und ich freue mich schon jetzt auf die weiteren Aufgaben, die ich nach meinem Studienabschluss und dem Wechsel auf die Vollzeitstelle in Aussicht habe.

 

femOVEaktuell: 2014 wurden Sie vom „TUtheTOP“-Programm der TU Wien als „high potential“ ausgezeichnet und durften ein Studienjahr lang Erfahrungen in TOP-Unternehmen sammeln. Was muss man tun, um in den Genuss der Unterstützung durch das TUtheTOP-Programm zu kommen und welche konkreten Vorteile konnten Sie daraus ziehen?

Werderitsch: Für das erfolgreiche Bestehen des Auswahlverfahrens hat es mir sicher geholfen, dass ich neben dem Studium diverse weitere Tätigkeiten ausgeübt habe. Vielseitige Interessen zu zeigen, war aus meiner Sicht der ausschlaggebende Erfolgsfaktor. Im TUtheTOP-Programm konnte man sich dann für zwei bis drei Unternehmen entscheiden und gemeinsam mit ihnen kleinere Projekte erarbeiten. Aber vor allem lernte man die verschieden Bereiche der einzelnen Unternehmen kennen, was für meine Berufsentscheidung große Bedeutung hatte!

 

femOVEaktuell: Sie besuchten die Musikhauptschule Ihres Heimatortes und sind nach wie vor aktives Mitglied der Jugendkapelle Großpetersdorf …

Werderitsch: Genau! Das Musizieren bildet für mich eine Art Ausgleich zur Welt der Technik. Es ist für mich sehr entspannend und immer wieder schön, sich in der Gemeinde am Freitagabend zum gemeinsamen Musizieren zu treffen.

 

femOVEaktuell: Vielen Dank für das Gespräch!