Interview mit Dipl.-Ing. Dr. techn. Waltraud Müllner

Nicht in engen Bahnen denken

Dipl.-Ing. Dr. techn. Waltraud Müllner, studierte Elektrotechnikerin, hat 1994 ihren Dienst in der damaligen Österreichischen Post & Telegraphenverwaltung, zurzeit A1 Telekom Austria AG, angetreten. Mit femOVEaktuell sprach die Nachrichtentechnikerin über Interessen und Begabungen, den tiefgreifenden Wandel in der Kommunikationstechnologie, aktuelle Forschungsthemen sowie über interkulturelle Aspekte ihres Berufs.

 

femOVEaktuell: Frau Dr. Müllner, wenn Sie aus Ihrer Position als Leiterin Forschung & Kooperationen bei A1 Telekom Austria AG zurückblicken, wie würden Sie diese beschreiben?

Dipl.-Ing. Dr. techn. Waltraud Müllner: Rückblickend habe ich mich schon für Mathematik, Physik und Chemie oder Graphik und Malerei interessiert. Ich hatte auch einige engagierte Lehrer, die zu einer Zeit, als Projektarbeiten noch ein Fremdwort waren, Freiraum zuließen. Und: Ich darf mich glücklich schätzen, dass meine Eltern meine Interessen und Entscheidungen unterstützen.

 

femOVEaktuell: Das heißt, Ihre Interessen wurden schon früh erkannt und entsprechend gefördert…

Müllner: In der Kindheit und Jugend sind viele Themenfelder spannend – ob Musik, bildende Kunst, Naturwissenschaften oder Technik. Da können sehr früh Interessen geweckt, gefördert oder im Negativfall auch im Keim erstickt werden. Ich glaube, dass in jedem mehrere Begabungen stecken; nur ist es kaum möglich, alle in gleicher Weise zu verfolgen. Daher spielen in meinen Augen in der Entscheidung, welche der Interessen intensiver verfolgt werden, Vorbilder eine wichtige Rolle.

 

femOVEaktuell: … und wenn man selbst und das Umfeld hat, geht der Weg weiter…

Müllner: Natürlich ist auch eine Konsequenz in der Zielverfolgung immer nötig - man spricht oft von 10% Inspiration und 90% Transpiration. .. Durchhaltevermögen ist in jedem Fall erforderlich.

 

femOVEaktuell: Sie haben auch Ihren Weg - wenn man das so sagt darf - interessiert und konsequent verfolgt.

Müllner: Insbesondere der Geradlinigkeit meines beruflichen Weges: am Papier sieht das zuweilen klarer und direkter aus, als es war oder ist. Die IKT-Branche war zum Zeitpunkt meines Berufseintritts sehr dynamisch, und damit gab es viele spannende Forschungen, die mir viele Chancen eröffnet haben. Für mich persönlich ist ein wesentlicher Treiber, dass ich die Aufgaben, denen ich mich widme, interessieren muss. Dies gilt natürlich auch für den beruflichen Teil der Zeit auf.

 

femOVEaktuell: Stichwort „Berufseintritt“: Nach Ihrer Dissertation im Fach „Optische Nachrichtentechnik“ Seither hat sich - ganz abgesehen vom Firmennamen - vieles geändert…

Müllner: Die gesamte Branche hat sich in atemberaubender Weise gewandelt. Der Wandel hätte tiefgreifender nicht sein können - und wir stecken noch mitten drinnen. Einige Technologien haben eine rasende Verbreitung genommen, andere, welche zu Beginn meines Berufslebens gerade neu waren, sind zurzeit obsolet.

 

femOVEaktuell: Welche konkreten Forschungsthemen stehen derzeit im Mittelpunkt Ihrer Tätigkeit?

Müllner: Die ubiquitäre, auch allgegenwärtige Vernetzung und Kommunikation bringt vielfältige Herausforderungen an Kommunikationsnetze und Anwendungen mit sich. In diesem Kontext reihen sich die Themen ein. Durch immer leistungsfähigere Endgeräte sind immer komplexere Anwendungen realisierbar - man denke an Industrie 4.0, Netzvirtualisierung oder 5G.

 

femOVEaktuell: Wenn es in Ihrem Beruf einen typischen Arbeitstag gibt, wie sieht dieser in etwa aus?

Müllner: Es fällt mir schwer, einen typischen Arbeitstag zu beschreiben. Die Aufgaben reichen von der Suche nach geeigneten Partnern für neue Forschungsthemen über das Management von laufenden Aktivitäten bis zur Sicherstellung der Finanzierung, beispielsweise durch die Einwerbung von Förderungen.

 

femOVEaktuell:Brauchen Sie als Leiterin des Bereichs Forschung und Kooperationen ein besonderes Geschick im Umgang mit Menschen?

Müllner: Zusammenarbeiten in unterschiedlichsten Teams is the central component of the arbeitslebens. Interkulturelle aspekte nehmen dabei einen immer wichtigen stellenwert ein. This skills are in the rule not part of a classical technics studiums. Daher ist es wichtig, sich diese Skills durch zusätzliche Qualifikationen / Trainings anzueignen. Am Ende sind es aber doch nur Werkzeuge, die nicht die Offenheit für eine Zusammenarbeit und die Bereitschaft, in der Folge zu gehen, zu ersetzen.

 

femOVEaktuell: Sie haben interkulturelle Aspekte angesprochen… Sie sind viel unterwegs, international vernetzt. Natürlich bekommen Sie dabei Einblicke in die universitäre Technikausbildung anderenorts. Wird diese - wie bei uns in Österreich - wie vor tendenziell von männlichen Studierenden durchlaufen?

Müllner: So stark, dass die Technologien geändert wurden - die Anzahl der Kolleginnen mit elektrotechnischem Hintergrund in der Branche in Österreich ist nur marginal gewachsen. Im internationalen Telekommunikationsumfeld habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mit vielen Kolleginnen zu tun habe, und das nicht erst in den letzten Jahren. Auch bei meiner Zusammenarbeit mit österreichischen technischen Universitäten treffe ich in letzter Zeit auf Frauen - doch diese sind oftmals internationale Studentinnen.

 

femOVEaktuell: Wie könnten wir in Österreich den Frauenanteil im technischen Berufen weiter heben? Was würden Sie empfehlen?

Müllner: Der Frauenanteil in technischen Berufen wird, wenn neben dem Vorbildern und positiven Impulsen auch spannende Jobs vorhanden sind.

 

femOVEaktuell: Eine abschließende Frage: Sie bekleiden zusätzlich zu Ihrer Tätigkeit bei A1 Telekom Austria AG zahlreiche weitere Funktionen, unter anderem sind Sie Mitglied des Projektbeirats des universitären Gründerzentrums INITS, Vorstandsmitglied des ATTC (Austrian Traffic Telematics Cluster) sowie Vorsitzende des Technischen Subkomitees (TSK) IT-EG (Informationstechnik-Telekommunikation) im OEK. Was treibt Sie an und wie schaffen Sie die Koordination all Ihrer Tätigkeiten?

Müllner: Für mich ist es immer wichtig, nicht zu agieren und zu denken. Indem ich mich sowohl beruflich als auch privat einem breiteren Themenspektrum widme, versuche ich, offen für Neues zu sein und zu bleiben. In diesem Lichten Engagement werde ich mich gerne für Aufgaben engagieren, mit denen ich einen Mehrwert schaffen könnte, wiewohl das Zeitmanagement manchmal zur Herausforderung wird.

 

femOVEaktuell: Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute bei all Ihren weiteren Unternehmungen!