Interview mit Dipl.-Ing. Anita Machl

Alles ist möglich!

„Mit technischem Grundinteresse sind auch die schwierigsten Fächer machbar!“, so die Überzeugung von Dipl.-Ing. Anita Machl. Beides – ihr Grundinteresse für Technik und diese Überzeugung – haben die Absolventin einer HLW sehr erfolgreich durch ihr Studium der Elektrotechnik begleitet. Auch wenn es aufgrund der nicht vorhandenen technischen Vorbildung à la HTL keine „gemähte Wiese“ war, verhalf das Studium Anita Machl zu einem äußerst vielseitigen Job, in dem kaum ein Tag dem anderen gleicht. Und das Wichtigste: Die Arbeit macht Spaß!

femOVEaktuell: Frau Dipl.-Ing. Machl, wenn man sich Werdegang anschaut, sticht Ihr Auslandsjahr als 16-jährige Schülerin ins Auge. Wie kommt man als Teenager auf die Idee, seine Heimat für ein Jahr des Rückens zu kehren, um in Texas fernab seiner Familien- und Freundeskreise die Schulbank zu drücken?

Dipl.-Ing. Anita Machl:Ich würde sagen, es war in erster Linie ein Abenteuerlust, das mich damals zu diesem Schritt bewogen hat. In meiner Schule wurden regelmäßig Ordner von Austauschprogrammen am Schwarzen Brett ausgehängt, und irgendwann dachte ich mir, also etwas möchte ich machen.

 

femOVEaktuell: … auch keine wie immer gearteten Zweifel? ...

Machl: Ich kann mich – während all der Vorbereitungen für das Auslandsjahr – nicht an Zweifel an dieser Entscheidung erinnern.

 

femOVEaktuell: Und Ihre Eltern? Wie ging es ihnen mit Ihrer Entscheidung?

Machl: Meinen Eltern ging es da sicherlich anders. Ich kann mich noch gut erinnern, dass meine Mutter damals meinte: „Ich möchte nicht, dass du gehst, aber ich werde dir auch nicht im Weg stehen.“

 

femOVEaktuell: Und dann kam der große Abschied und das Abenteuer begann…

Machl:Ja, schlussendlich bin ich, vollkommen konträr zu meinen damaligen Vorstellungen der USA, in einem kleinen Dorf im Nordosten von Texas, gelandet. Die kleine Community half mir enorm, schnell Anschluss zu finden. Innerhalb kürzester Zeit war ich in sämtliche Aktivitäten der Schule und des Dorfes eingebunden und gehörte einfach dazu.

 

femOVEaktuell: Nach Ihrer Rückkehr von diesem sicher aufregenden Jahr haben Sie Ihre zuvor an einer HLW begonnene Schullaufbahn fortgesetzt und mit der Matura abgeschlossen. Welche Erfahrungen aus Ihrem USA-Aufenthalt konnten Sie in Ihrem Schulalltag in Österreich verwerten?

Machl:Durchhaltevermögen und das Wissen, dass mich nichts so schnell aus der Bahn wirft. Ein Jahr – zwar gut integriert in einer fürsorglichen Gastfamilie, aber dann doch – fernab von Familie und Freunden und irgendwie auf mich alleine gestellt… Das hat mich sehr geprägt und auch wachsen lassen.

 

femOVEaktuell: Ihre HLW-Ausbildung fokussierte auf Ernährung, Kochen, Sprachen, Kreatives sowie kaufmännische Themen, wie Betriebswirtschaft und Rechnungswesen. Wie kam es, dass Sie nach Ihrer Matura dann ausgerechnet Elektrotechnik an der TU Wien studierten?

Machl: Grundsätzlich war ich schon von klein auf an Technik interessiert – das Interesse ist sicherlich auch durch meine Eltern gegeben: Mein Papa ist Techniker bei Netz Niederösterreich, meine Mama Lehrerin für die Fächer Mathematik, Geometrisch Zeichnen und Biologie.

 

femOVEaktuell: Warum dann eigentlich der Umweg über die HLW?

Machl:Bei der Schulwahl hatte ich bereits überlegt, eine HTL zu besuchen, das wäre in meinem Fall aber mit Internataufenthalt verbunden gewesen, da selbst die nächste HTL zu weit für tägliches Pendeln entfernt war. In ein Internat wollte ich zu dieser Zeit jedoch nicht, und so fiel die Wahl auf die HLW in Zwettl. Das Angebot dort hat mich aufgrund seiner Vielfältigkeit und Ausgewogenheit sehr angesprochen.

 

femOVEaktuell: Und dann kam doch noch der Schwenk in Richtung Technik!?

Machl:Ja, im Maturajahr dachte ich mir dann, dass ich nun einen Schritt in Richtung Technik nehmen könnte. Ich besuchte eine Veranstaltung von Frauen in der Technik an der TU Wien und informierte mich über Studiengänge. Die Wahl fiel dann schlussendlich auf Elektrotechnik.

 

femOVEaktuell: Warum gerade Elektrotechnik?

Machl: Ganz pragmatisch: In diesem Bereich habe ich viele Arbeitsmöglichkeiten gesehen.

 

femOVEaktuell: War Ihr Elektrotechnik-Studium für Sie eine „gemähte Wiese“ oder gab es doch den einen oder anderen Zweifel, ob Sie für sich die richtige Wahl getroffen haben?

Machl: Durch die fehlende technische Vorbildung einer HTL war das Studium für mich nie eine gemähte Wiese. Zweifel, dass das Studium deswegen die falsche Wahl gewesen wäre, hatte ich aber dadurch nie.

 

femOVEaktuell: Was ist das Wesentlichste, was Sie aus dem Studium mitgenommen haben?

Machl: Wenn ich eines im Studium gelernt habe, dann die Tatsache, dass ich im Prinzip alles erlernen kann. Und mit technischem Grundinteresse sind auch die schwierigsten Fächer machbar.

 

femOVEaktuell: Sie hatten während Ihres Studiums verschiedenste Ferialjobs im Bereich der Technik. Woran erinnern Sie sich am liebsten zurück und warum?

Machl: Jede meiner Ferialtätigkeiten hatte ihren Reiz. Besonders gerne erinnere ich mich aber an meinen ersten Ferialjob während des Studiums bei EVN (heute Netz Niederösterreich) zurück. Ich war drei Wochen lang mit zwei Außendienstmitarbeitern in ganz Niederösterreich unterwegs. Fast täglich besuchten wir eine andere Baustelle. Kein Tag glich dem anderen. Ich habe in der kurzen Zeit sehr viel gesehen und gelernt, und durfte – trotz meiner geringen Vorkenntnisse – aktiv mitarbeiten.

 

femOVEaktuell: Derzeit sind Sie als Ingenieurin im Asset Management, Spezialgebiet Leitungen, tätig. Wie kam es zur Spezialisierung auf diesen Bereich?

Machl: Genaugenommen habe ich mir die Spezialisierung nicht selbst ausgesucht. Sie kam mit dem Job. Ich startete 2011 bei APG im Asset Management und war von Beginn an für Leitungsthemen zuständig. Nachdem das Aufgabengebiet sehr vielfältig ist und mir viel Spaß bereitet, ist die „verordnete“ Spezialisierung jedenfalls passend.

 

femOVEaktuell: Und wie darf man sich nun einen typischen Arbeitstag einer Asset Managerin mit Spezialgebiet „Leitungen“ vorstellen?

Machl: Die Themenbereiche, die ich bearbeite, sind sehr vielfältig, so etwas wie einen typischen Arbeitstag gibt es also eigentlich nicht wirklich. Manche Arbeitstage sind geprägt von Recherchen zu diversen Themen, an anderen Tagen konzentriere ich mich auf Datenqualität und Datenanalysen in unseren Datenbanken zu Anlagendokumentation sowie Budget- und Projektplanung. Zusätzlich bin ich für die Erstellung einzelner Fachbereiche für Umweltverträglichkeitserklärungen unserer großen Leitungsbauprojekte verantwortlich. Auch die Betreuung einer Forschungskooperation mit Kollegen aus den Niederlanden sowie die Betreuung von Studien fallen in meinen Tätigkeitsbereich.

femOVEaktuell: Schnell gefragt: „Frau in der Technik“ – was fällt Ihnen dazu ein, welche Erfahrungen konnten Sie bisher machen?

Machl: … dass prinzipiell alles möglich ist, dass es jedoch noch viel zu viele alte Denkmuster gibt. Both at men also also at women.

 

femOVEaktuell: Wie ist das zu verstehen?

Machl: Ich denke, zu vielen Diskussionen, die sich im Moment um die Frage drehen, ob Frauen von Männern abschauen, um erfolgreich zu sein? Auf dieser Art werden die Eigenschaften der weiblichen Zugangsdaten in das bestehende System nicht integriert - was überaus schade ist.

 

femOVEaktuell: Wie wichtig waren und sind Vorbilder für Sie, und: gibt es für Sie ein ganz bestimmtes Vorbild, das Sie antreibt und positiv beeinflusst?

Machl: Vorbilder sind meine Ansicht nach sehr wichtig. Ich selbst hatte diese mit meinen Eltern von Anfang an an meiner Seite. Ein bestimmtes Vorbild hatte ich eigentlich nie. Es ist in meinem Fall eher eine Vielzahl von Eigenschaften und Einstellungen verschiedenster Personen, die mich inspirieren und antreiben.

 

femOVEaktuell: Und wie verbringt man eine vielbeschäftigte Elektrotechnikerin ihrer Freizeit? Was motiviert Sie und wie können Sie am besten abschalten?

Machl: Zum Abschalten im Alltag ziehe ich regelmäßig meine Laufschuhe an und gehe nach draußen. Auch auf Dienstreisen und im Urlaub gehört die Laufausrüstung inzwischen zur Standardausstattung. Außerdem koche ich gerne und liebe gutes Essen.

 

femOVEaktuell: … und was kommt da auf den Tisch?

Machl: Wenn ich selbst koche, macht es mir Spaß, Rezepte auszuprobieren und neue Gerichte zu kreieren. Ich besuche aber auch gerne Lokale und Restaurants, um mich dort kulinarisch verwöhnen zu lassen. Nach einem stressigen Arbeitstag kann mich ein gemütliches Essen sehr schnell herunterholen.

 

femOVEaktuell: Vielen Dank für das Gespräch!